Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen: Unterschiede zwischen Stadt und Land

23. Mai 2014/bgv23

Abschlussbericht der SCHULBUS-regional Studie 2012 liegt vor

Der Tabak- und Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist generell rückläufig. Diejenigen, die Alkohol und Tabak konsumieren, trinken und rauchen aber wieder häufiger und mehr. Das geht aus den Ergebnissen der Schüler- und Lehrerbefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) 2012 hervor. Sie wurde im Rahmen eines Modellprojektes erstmals als Regionalstudie über die Grenzen Hamburgs hinaus angelegt. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Gesamtauswertung zeigen zum Teil deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land: Alkohol spielt in Hamburg generell eine geringere Rolle als in ländlichen Regionen. Anders sieht des beim Cannabiskonsum aus, der in Hamburg wesentlich stärker verbreitet ist.

„Die jetzt vorgelegten Ergebnisse der ausgeweiteten SCHULBUS-Untersuchung belegen vieles, was bisher nur vermutet wurde: Es gibt Unterschiede zwischen Stadt und Land im Suchtmittelkonsum der Jugendlichen“, so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. „Die Studie ist für die Steuerung der Suchtprävention ein wichtiges Instrument. Die Erkenntnisse über die Entwicklungen im Rauschmittelkonsum unter Jugendlichen geben uns die Chance frühzeitig zu reagieren.“

Für die SCHULBUS-Regionalstudie 2012 wurden Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren befragt. Das Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. hat die Studie mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zusätzlich in zwei Städten, zwei Gemeinden und einem Landkreis durchgeführt. Die Teilergebnisse für die Stadt Hamburg waren bereits im vergangenen Jahr präsentiert worden. Jetzt liegt die Gesamtauswertung für alle Regionen vor.

„Dadurch, dass wir die Befragungen zeitgleich auch an anderen Modellstandorten durchführen konnten, haben wir nun erstmals die Möglichkeit, die in Hamburg erhobenen Prävalenzdaten direkt mit jenen der eher ländlich geprägten Gebietskörperschaften zu vergleichen und entsprechend einzuordnen“, so Theo Baumgärtner, Leiter der SCHULBUS-Studie im Büro für Suchtprävention.

Der regionalspezifische Abgleich der Daten zum Alkoholkonsum zeigt, dass dieser Konsum vor allem in den eher ländlich geprägten Regionen verbreitet ist. So wird deutlich, dass gut ein Drittel (35 Prozent) der dortigen Jugendlichen regelmäßig „Binge Drinking“, d.h. den Genuss von fünf oder mehr Gläsern alkoholischer Getränke bei einer Gelegenheit, betreibt. Der entsprechende Anteil unter den Gleichaltrigen in Hamburg liegt bei 25 Prozent.

Tabakprodukte zählen zu den am häufigsten konsumierten Suchtmitteln. Die im eher ländlichen Milieu aufwachsenden Jugendlichen rauchen signifikant weniger: Während fast jeder Dritte in Hamburg (30 Prozent) angibt, aktuell zu rauchen, sind es auf dem Land zwischen 21 und 27 Prozent.

Bezogen auf den Umgang mit Cannabisprodukten unter Jugendlichen gibt es ebenfalls einen eindeutigen Stadt-Land-Unterschied: Mit zunehmenden ‚Urbanisierungsgrad’ steigt der Anteil aktueller Konsumentinnen und Konsumenten spürbar an. Der Anteil der Jugendlichen, die in Hamburg Cannabis zu sich nehmen, ist von rund 11 Prozent im Jahr 2009 auf etwa 17 Prozent im Jahr 2012 angestiegen. Im ländlichen Raum sind es hingegen zwischen vier und acht Prozent.
Der Umgang mit illegalen Drogen jenseits von Cannabis spielt unter den Hamburger Jugendlichen und auch bei den Schülerinnen und Schülern in den anderen Modellregionen epidemiologisch gesehen eine untergeordnete Rolle.

„Gerade der steigende Cannabiskonsum in Hamburg ist ein besorgniserregender Trend. Insbesondere bei Jüngeren können die gesundheitlichen Schäden durch das Kiffen verheerend sein“, sagt Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. „Wir werden deshalb noch im Sommer gemeinsam mit Jugendlichen eine Kampagne starten, um diesem Trend und den Verharmlosungstendenzen von Cannabis entgegenzuwirken.“

Über die Zahlen zur Verbreitung des Suchtmittelkonsums unter den 14- bis 17-Jährigen hinaus gibt die aktuelle SCHULBUS-Studie auch Auskunft über die Art und den Umfang des Umgangs der Jugendlichen mit den verschiedenen PC-Spiele-, Internet- und Glücksspielangeboten. Hier zeigt sich, dass etwa 10 Prozent der in Hamburg 2012 befragten Jugendlichen eine problematische Internetnutzung betreiben. Knapp 4 Prozent gelten als suchtgefährdete PC-Spiele-Nutzer und Nutzerinnen und fast 7 Prozent geben an, mehrmals im Monat an Glücksspielen um Geld teilzunehmen, obwohl sie auf diese laut Jugendschutzgesetz gar keinen Zugriff haben dürfen.

Um die Jugendlichen in der Hansestadt gezielter als bislang vor den Gefahren einer möglichen Suchtentstehung zu schützen, werden die Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte in den Arbeitsfeldern der Schulen, Freizeiteinrichtungen sowie der ambulanten und stationären Jugendhilfe optimiert.

Die SCHULBUS-Regionalstudie 2012 ist unter www.sucht-hamburg.de mit weiteren Details als PDF-Datei abrufbar.

Rückfragen der Medien:
Pressestelle der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
Rico Schmidt; Tel.: 040/ 428 37-2332
E-Mail: pressestelle@bgv.hamburg.de; Internet: www.hamburg.de/bgv
Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V.
Theo Baumgärtner; Tel: 040-284991813
Internet: www.sucht-hamburg.de