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Es sind über 70000 Todesfälle pro Jahr, die dem Alkoholkonsum allein in Deutschland zugeschrieben werden. Die Kosten für den monatlichen Krankenkassenbeitrag könnten spürbar gesenkt werden, wenn nicht die enormen Kosten (2014: 26,7 Milliarden Euro; DHS) der entstandenen Gesundheitsschäden der Solidargemeinschaft aufgebürdet würden. Niedrigere Lohnnebenkosten wären also möglich, wenn es gelänge, die Verharmlosung der Droge zu stoppen. Wir wissen heute, dass die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung direkt mit dem Einstiegsalter korreliert. Die Verwundbarkeit der juvenilen Hirnstrukturen lassen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eine spätere Suchtentwicklung erwarten, wenn der Erstkonsum vor dem 21. Lebensjahr stattfindet.
Die WHO fordert daher schon seit vielen Jahren eine Einschränkung der Werbung und eine Einschränkung der Verfügbarkeit. Die Realität sieht noch anders aus. Das Mengenverhältnis zwischen verharmlosender, mit positiven „trendigen und stylishen“ Attributen verknüpfter Darstellung zu kritischen Berichten beträgt 400:1. Das bedeutet: Im Durchschnitt sieht ein Jugendlicher 400 Spots mit tollen und erfolgreichen Menschen, die lächelnd ihre Dosis Alkohol präsentieren, bevor ein Bericht über die Negativfolgen gezeigt wird. Eine besonders perfide Verbindung wird im Bereich des Sports geschaffen. Die Alkohol-Werbung im Bereich des Sports bezeichnet Ulrich Mäurer, Bremer Senator für Inneres und Sport, daher zu Recht als eine „verhängnisvolle Verknüpfung“.
Damit die Ansage „Das Fußballspiel wird Ihnen präsentiert von dem Müsliriegel XY“ realisiert werden kann, haben sich viele Menschen der Forderung unserer Bremer Initiative angeschlossen. Zum Beispiel die Schulleitungen aller Bremer Gymnasien. Was zunächst als kleine Bremer Initiative startete, breitet sich nun überregional aus. Die Uni-Kinderkliniken bitten uns, wir sollten nicht aufhören mit unseren Bemühungen und setzen sich mit uns für ein Alkohol-Werbeverbot im Sport ein. Die Lage in den Ambulanzen ist angesichts von Personalmangel oftmals katastrophal. Die Versorgung komatöser Kinder und Jugendlicher bindet pro Fall bis zu 6 Personen. Lebenswichtige Hilfe ist gefordert, die anderen Patienten nicht zu teil werden kann.
Die direkten alkoholbezogenen Steuereinnahmen betrugen 2012 lediglich 3,284 Mrd. Euro. Dieser Kuchen scheint nicht schrumpfen zu dürfen. Daher beschränkt man sich auf politischer Ebene mit beschämend gering finanziertem Präventions-Bla-Bla und freut sich über Wählerstimmen und Steuereinnahmen, die aber die durch den Alkohol angerichteten Schäden nicht annähernd kompensieren können. Selbst dann nicht, wenn die Steuern aus der Alkoholwerbung im Sport hinzugerechnet werden. Politischer Rückenwind: Auf Anfrage an die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) teilte uns der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG), das ist die Arbeitsebene der GMK, mit, dass unsere Forderung „aus suchtpräventiven Gründen fachlich zu begrüßen“ sei. Es fehlt aber noch eine klitzekleine Formalie: eine Normierung auf Bundesebene – wegen der sonst entstehenden Nachteile für einzelne Bundesländer. Und was sagt uns die Drogenbeauftragte der Bundesregierung? Frau Mortler teilte uns auf Anfrage vom 27.3.14 am 17.7.14 mit, dass wir „mit unserer Initiative wesentlich dazu beitragen, die Sensibilität gegenüber den Gefahren des Alkohols für Kinder und Jugendliche vor allem im Sportbereich zu schärfen“. Da diese Arbeit eigentlich nicht unsere Arbeit ist, sondern eher in den Arbeitsbereich einer Drogenbeauftragten gehört, werden wir alsbald persönlich bei Frau Mortler vorsprechen. Wir haben dann eine Liste mit den unterstützenden Uni-Kinderkliniken Deutschlands im Gepäck.
Unsere Forderung ist einfach: Schluss mit der Alkoholwerbung im sportlichen Umfeld. Sport und Alkohol spielen nicht in der gleichen Liga.