3 mal ist Bremer Recht! 3 Fragen – 3 Antworten – Interview mit Sven-David Müller

Gefragt wird heute:
Sven-David Müller
Medizinjournalist und Vorsitzender des Deutschen
Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e.V.

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1. Warum werden im Bereich des Sports von Alkoholproduzenten pro Tag 1 Millionen Euro, mithin über 300 Millionen Euro jährlich für Werbung und Sponsoring eingesetzt
aber nur ein Zehntel dieser Riesensumme für Präventionsprogramme?

Für mich gehören Sport und Alkohol überhaupt nicht zusammen. Alkoholische Getränke
dürfen nicht verharmlost werden und zu etwas Sportlichem gemacht werden. Werbung für
Alkohol sollte grundsätzlich untersagt oder mit Warnhinweisen wie bei Zigaretten versehen
werden. Prävention zählt leider nicht. Das ist leider nicht IN und bringt auch keine Umsätze.
Die Hersteller sollten sich ihrer Verantwortung stellen und endlich deutlicher zugeben,
welche Gesundheitsgefahren in alkoholischen Getränken stecken. Es geht nicht nur um
Sucht, sondern auch um die Gesundheit. Die wird schon durch regelmäßigen Alkoholkonsum
in relativ geringen Mengen geschädigt.

2. Warum wird im für Kinder und Jugendliche so wichtigen gesundheitsnahen und daher
besonders sensiblen Bereich des Sports für Produkte geworben, die nachweislich
suchterzeugend wirken, insbesondere bei Konsumenten, die jünger als 21 Jahre sind
und deren Hirnreifung noch nicht abgeschlossen ist?
 

Alkohol ist ein sehr potentes (wirksames) Nervengift. Unter keinen Umständen sollten Kinder oder Jugendliche alkoholische Getränke regelmäßig aufnehmen. Das geht einfach nicht. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und uns vor den Gefahren des regelmäßigen Alkoholkonsums bewahren. Alkohol schädigt aber nicht nur das Gehirn, sondern auch die Leber und die Bauchspeicheldrüse. Die Krebsgefahr ist durch Alkohol grundsätzlich erhöht. Alkohol kann zur Fettleber, Leberzirrhose, Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pancreatitis), Bauchspeicheldrüsenkrebs und Fettstoffwechselstörungen führen. In keinem Fall ist Alkohol – auch Rotwein nicht – gut für das Herz oder für den Cholesterinspiegel. Was hilft es denn, wenn durch minimalen Rotweinkonsum die Gefäße etwas freier sind, aber der Mensch am Leberkrebs verstirbt oder in der Suchtklinik endet? Nichts!

3. Warum wehrt sich Ihrer Meinung nach die Regierung noch immer gegen eine vergleichsweise klitzekleine Begrenzung der Werbeaktivitäten mit der Begründung, einer „bestehenden funktionierenden Selbstkontrolle der Wirtschaft“, obwohl diese nachweislich nicht funktioniert und mittlerweile 26000 Kinder und Jugendliche pro Jahr in die Kliniken eingeliefert werden?
 

Der Staat ist nicht für alles verantwortlich. Der Staat kann nicht für uns weniger Alkohol aufnehmen oder Vernunft einimpfen. Wir müssen unser Köpfchen schon selbst einschalten und aktiv werden. Aber der Staat hat auch eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Bürgern. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, dass der Staat mehr für die Prävention tut. Dazu gehört es auch, vor den Gefahren des Konsums alkoholischer Getränke zu warnen. Alkohol tut niemandem wirklich gut und gesund ist er in jedweder Menge einfach nicht. Die Mär (das Märchen) vom gesunden Rotwein ist ein Wunschdenken und kann durch wissenschaftliche Fakten so schlicht und ergreifend nicht bestätigt werden. Natürlich können „Nichtalkoholiker“ Erwachsene ab und zu mal etwas Alkohol trinken (Die Ein-Glas-Regel sollte immer gelten) aber nicht jeden Tag. Fast alle von uns haben eine 5-Tage-Woche. Wenigstens an zwei Tagen sollte die Leber mal Ruhe haben. Und grundsätzlich sollte Sie nicht großen Alkoholmengen belastet werden. Wofür? Warum? Alkohol kann einfach zu schnell gefährlich werden!